Wusstest Du eigentlich, dass ein Genosse lediglich jemand ist, „der das gleiche Vieh hat?“
Aus dem Westgermanischen genießen; es geht auf germ. *nauta– „Vieh, Besitz“ zurück, das sich auch in engl. neat und schwed. nöt „Rinder, Vieh“ bezeugen lässt. ( Aus: https://www.wissen.de/wortherkunft/genosse)
Und genau darum soll es bei dieser Initiative gehen:
Eine persönliche Beziehung zum Huhn, das einem die Eier legt und somit um die Vernetzung von Lebensmittel-Produzent und Konsument – sprich Verbraucher.
Und wie der Name SchulFarm ja aussagt: als pädagogisches Konzept für unsere Kinder und um eine Integration einer transparenten, nachhaltigen und ganzheitlichen Lebensmittel-Produktion in unser städtisches Leben. Sozusagen als Lebensmittelpunkt – oder genauer gesagt als Lebensmittelnetz, das die Gemeinschaft und den einzelnen in einen neuen Nahrungs-Zusammenhang stellt: eine Landwirtschaftliche Produktions- und Konsum-Genossenschaft ( Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaften = EVG). Und als erweiterte, professionelle Idee der solidarischen Landwirtschaft oder Food-Coop.
„Eine genossenschaftliche Kooperation bietet sich immer dann an, wenn das Verfolgen eines wirtschaftlichen Ziels die Leistungsfähigkeit des Einzelnen übersteigt, zugleich aber die selbständige Existenz gewahrt werden soll.“ https://www.genossenschaften.de/
Gleichzeitig soll eine Pädagogik entwickelt und angewendet werden, die ökologisches Bewusstsein nicht als einen verschulten Lernprozess, sondern als gelebte und gelernte Erfahrung im täglichen Umfeld verwirklicht und zum Selbstverständnis werden lässt. (Siehe hierzu: Hirnforscher erklärt: Eltern stehlen Kindern die wichtigste Erfahrung ihrer Kindheit. Aus Focus online) D.h. dass Kinder nicht auf irgendeinen Kinderbauernhof oder 12 qm Schulgarten abzuschieben sind, sondern vielmehr als Zuschauer und Akteure in der wirklichen Produktion lernen und Erfahrungen machen können und sich für die Idee SchulFarm langfristig engagieren und nachhaltig identifizieren. Dies könnte dann auf Bauernhöfen und in sonstigen Lebensmittelbetrieben stattfinden. (Früher nannte man so etwas „Kartoffelferien“.) Man könnte doch einfach auf einem (Genossenschaftshof-)Hof einige Blockhäuser aufstellen und dort könnten dann z. B. Kitas und Schulen wichtige Erfahrungen machen, die eine großartige Investition in die Gesundheit und die Zukunft unserer Kinder wäre. Und ganz nebenbei erreichen wir durch eine eine frühzeitige „Impfung“ unserer Kinder mit Stallluft, eine Widerstandskraft (Resilienz). Und wie wichtig dies ist, zeigt ja gerade die Corona-Pandemie.
Es gibt viele tolle Projekte im ökologischen und sozialen Bereich. Leider „wurschteln“ die meisten alleine vor sich hin. Und noch schlimmer: Um jeden „Krümel“ (sprich Subvention bzw. Fördergeld) den die öffentlicher Hand „hinwirft“, wird erbittert gestritten und gegeneinander gekämpft. Kapitalismus eben. Da hackt dann doch eine Krähe der anderen das Auge aus. Tja, wenn es ums Geld geht, ist es aus mit der Solidarität und wir werden zum Raubtier. Degegn hilft nur eine Mittel: Vernetzung und Solidarität.
Anstatt in irgendwelche Aktien kannst Du auch in eine ökologische Zukunft investieren: Gründe mit uns eine Genossenschaft, werde Genosse und /oder kaufe Genossenschaftsanteile.
Eine Genossenschaft ist die einzige wirklich demokratische Unternehmensform. Egal wieviel Anteile man besitzt, man hat nur eine Stimme. Es gibt einen Aufsichtsrat, der den Vorstand kontrolliert. Korruption und Schiebereien sind zwar nicht unmöglich aber doch schwer zu machen. Und auch der Genossenschaftsverband kontrolliert akribisch. Mag ja alles sehr aufwändig und kompliziert erscheinen, aber wir könnten es vielleicht ein wenig machen, wie viele unserer türkischen Landsleute, die statt ein offizielles Lokal für ihren Teestuben anzumelden, einen Verein gründen: Zutritt nur für Vereinsmitglieder. Es geht nicht darum, das Rad neu zu erfinden, sondern um die Vernetzung bestehender Initiativen und Projekte. Die Genossenschaft ist kein Produktionsbetrieb sondern versteht sich als Soziales Netzwerk.
Klar ist: primäres Ziel der herkömmlichen Lebensmittel-Produktion (auch der von Bio-Produkten) ist die betriebswirtschaftliche Gewinnmaximierung bzw. zumindest Optimierung und nicht, wie es eigentlich notwendig und wichtig wäre, das Wohlergehen und die Gesundheit der Menschen und eine nachhaltige Entwicklung unser aller Umwelt.
Ursache unserer Umwelt-Misere ist eigentlich nicht die viele Technik oder gar die Erfindung des Plastiks. Vielmehr sind wir selbst es, die an alle möglichen Heils- und Glücksversprechen der (Marken-) Industrie glauben und auf Schnäppchenjagd gehen. Billig will ich und Geiz ist geil. Wie hypnotisiert starren wir auf unser Smartphone und glauben ernsthaft, was für tolle Sachen die Menschheit mit Computer, Künstlicher Intelligenz, Robotik usw. doch inzwischen hervorgebracht hat. Aber das ist doch eigentlich noch nicht einmal ein Fliegenschiss, gegen das, was die Evolution über Jahrmillionen geschaffen hat – incl. uns selbst. Und ob man nun an Allah, Buddha, Gott oder an gar nix glaubt: Alle schätzen Nahrung als einen der höchsten Werte oder sogar als heilig (halal) ein. Für Chinesen ist Ernährung schon seit Jahrtausenden Medizin bzw. Grundlage der Gesundheit. Auch die objektive westliche Wissenschaft steht angesichts unseres Mikrobiom und der Vernetzung der Milliarden von Bakterien, die unsere Nahrung in unserem Darm in Lebensenergie umwandeln, vor nahezu unlösbaren Fragen und Rätseln. Und man reibt sich erstaunt die Augen angesichts solcher Zusammenarbeit und Diversität. Ist nicht die Natur selbst solch ein riesiges Netzwerk, in dem alles miteinander verwoben und vernetzt ist? Und sind wir nicht eigentlich erst mit dem Internet in die Lage versetzt, ein solch vielfältiges demokratisches Netzwerk zu nutzen und auch das große Ganze zu sehen, Und das sogar in Echtzeit. Und statt uns gegenseitig in den sozialen Netzwerken zu beschimpfen und beleidigen, sollten wir lieber überlegen, wie wir diese Netzwerke zu unser aller Vorteil nutzen können. Global lokal eben.
Eine ausschließlich technische Lösung um die kommenden Probleme überhaupt anzugehen, kann es m. E. nicht geben. Nur ein Beispiel: In Deutschland gibt es ca. 40 % Single-Haushalte. Wieviel Energie und Müll könnten wir einsparen, wenn nicht jeder dieser Singles sein eigenes Süppchen kochen müsste oder würde, sondern wir dies teilweise in einer Food-Community tun? Also nicht Wohn- sondern Ernährungs-Gemeinschaft. Oder sollen wir es lieber Volksküche nennen oder neudeutsch Foodbook (in Anlehnung an Facebook). Wer lernt noch von Oma kochen oder kennt sich mit jahreszeitlicher Ernährung aus und nimmt sich gar die Zeit, sich eine Stunde in die Küche zu stellen, um dann alleine am Tisch zu essen? Wohl kaum die Mehrheit. Also gibt es industrialisiertes Fastfood aus der Konserve, über den halben Globus gekarrt, doppelt in Plastik verpackt und schnell mit dem Auto aus dem Spätkauf geholt. Wir sollten einfach mal akzeptieren, dass wir (fast alle) wirklich faule Schwei… sind. Wozu sonst, haben wir den ganzen Scheiß erfunden, mit dem wir uns zumüllen. (ausser vielleicht, dass die Männer den Frauen imponieren wollen) Und gleichzeitig: paradoxerweise haben wir immer weniger Zeit: Schon die Babys machen irgendwelche Sprachkurse, in der Schule ist sowohl für die Schüler, wie auch die Lehrer offensichtlich nur noch Stress und Höchstleistung angesagt und Spaß und Spiel findet fast nur noch auf dem Smartphone statt. Entschleunigung gibt es nur noch beim BER.
Und gleichzeitig: Essen und Kochen ist die neue Religion. (Vielleicht gar keine so schlechte Idee?) Das lässt man in Kochshows von den Kochgurus machen. Lafer, Lecker Lichter. Dafür ist das Schulessen unserer Kinder von überwiegend saumäßiger Qualität. Und erst wenn die Kinder dort selbst mitkochen können wird sich dies ändern. Dabei wissen doch inzwischen alle – egal ob vegetarische, vegane, glutenfreie oder sonstiger Ernährung – unser Essen ist zumindest für einen großen Teil unserer Gesundheit zuständig.
Wie kann also die Gemeinschaft dem einzelnen „ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann …“ ? Und wie schaffen wir es, dass unsere Kinder (und wir selbst) nicht ständig nur unser Smartphone „streicheln“, sondern wir auch mal das Huhn oder den Esel auf unserem (gemeinsamen und genossenschaftlichen?) Bauernhof streicheln könnten. Sollten wir unsere „Fridays for Future“ Kids nicht bloss beklatschen oder mitdemonstrieren, sondern wirklich unterstützen bzw. eigentlich tatkräftig vorangehen? Schließlich haben wir Erwachsenen ja die Karre in den (Umwelt-) Dreck gefahren und nicht unsere Kinder. Und da reicht es wohl kaum aus, statt Plastiktüten Baumwolltaschen zu benutzen, wenn der Inhalt der Einkaufs-Tasche dann trotzdem aus mindesten 10 % Plastikverpackung besteht. Und der Politik fällt nix anderes ein, als Strohhalme verbieten zu wollen? Wie einfallslos und lächerlich ist das denn? Kann man jemanden mit solch beschränkter Intelligenz und Gedankengut wirklich unsere eigene und die Zukunft unserer Kinder anvertrauen?
Sollten wir nicht endlich unsere Zukunft selbst in die eigene Hand nehmen und nicht warten bis irgendein Politiker am Sankt-Nimmerleinstag noch so eine bescheuerte Idee hat. Und ich meine: wir sollten endlich richtig Gas geben und alle unsere Synapsen, Synergien und jede einzelne Gehirnzelle aktivieren.
„Ein Traum, den man alleine träumt, ist nur ein Traum. Ein Traum, den man zusammen träumt, ist Wirklichkeit.“ Yoko Ono
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Erstellt im Februar 2019
Aktualisiert am 25. März 2020
© Hans Born